Wednesday, July 27, 2005

Thurgauer Zeitung: "Rivalität um Georgien"

von Alexander Schrepfer-Proskurjakov (Russlandexperte aus Felben)


Kaspisches Öl konnte bisher nur über Russland in den Westen geliefert werden. Mit der Eröffnung der BTC-Pipeline verlor Russland seinen geopolitischen Einfluß in dieser Region. Ursprünglich wollte Russland weiterhin das Öl kontrollieren, indem es von Baku an den russischen Schwarzmeer-Hafen Novorossijsk exportiert werden sollte.

Wie auch in Aserbaidschan, so äußerte man auch in Georgien, dass man mittels der neuen Pipeline ernergieunabhängig von Russland sein wird. Russland weiß jedoch, dass Georgien weiterhin auf Gaslieferungen aus Russland angewiesen ist. Zudem kann Georgien auch seine eingefrorenen Konflikte nicht ohne Russland lösen, denn in den Konfliktregionen Georgiens engagiert sich Russland bis auf weiteres. Auch der Abzug der russischen Truppen findet nicht wirklich statt. Die Neustationierung in Armenien hat äußerste geopolitische Brisanz für die Region.

Die georgische Regierung unterbreitete Südossetien und Abchasien Verhandlungsangebote, die jedoch von dieser Seite nicht angenommen wurden. Georgien wirft diesbezüglich Russland eine ambivalente Haltung vor, da sie sich in diese Angelegenheiten einmischen. Georgien selbst vertraut zudem mehr den USA, was wiederum Russland nicht gerade entgegenkommt. Nun werden wir sehen, wie sich das Land zwischen den Interessen beider Länder, also zwischen Russland und den USA entwickeln wird. Dabei ist es auch für Georgien äußerst schwierig zwischen russischen und westlichen Interessen zu lavieren. Entscheidend für die Entwicklung Georgiens, des Süd-Kaukasus überhaupt, wird der Ausgang der Auseinandersetzung zwischen Washington und Moskau sein. In diesem Konflikt hat sich Georgien ja wohl beinahe eindeutig für den Weg in Richtung Westen entschieden.

Der ganze Text: Rivalität um Georgien

Hier auch eine Rezension von Alexander Schrepfer-Proskurjakov: Psychologie des Schreckens

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