Wednesday, October 19, 2005

Der Apfel als Kannibale
Galerie Siemer zeigt erstmals in der Schweiz Ramaz R. Razmadze

Mit Ramaz R. Razmadze ist ein interessanter Surrealist aus Georgien in der Region zu sehen. Symbolik, Tiefenpsychologisches und Mythologisches prägen seine eindrucksvollen Ölbilder.

von MARTIN PREISSER (www.tageblatt.de)

Ein Apfel mit gierigem Gebiss, der in eine Apfelhälfte beisst, ausgebreitet auf einem Tisch, der Landschaft wird: Vielleicht das augenfälligste Bild des sehr talentierten georgischen Surrealisten Ramaz R. Razmadze. Sein Markenzeichen: Er holt den Betrachter kraftvoll und einprägsam direkt in seine Traum-, Gedanken- und Fantasiewelten herein. Man wird vom jungen Georgier durch die Sujets beherzt abgeholt, um dann viel Raum für eigene Empfindungen, für eigenes Weitererzählen zu haben.


Lichtdurchflutete Bildsprache
Bisweilen Erotik mit nicht selten fast amazonenartig empfundenen Frauenakten thematisiert Razmadze in einer stets klaren und lichtdurchfluteten Bildersprache. Und genauso oft gibt es Ausflüge ins Mythologische, etwa ins antike Griechenland. Hier lässt er einmal ein Relief antikisierend aufscheinen, um es dann ins Gegenwärtige zu verlängern. Es sind oftmals zwei Ebenen, die der Georgier mit dem Pinsel andeutet. Das Direkte und das Archetypische, das Heutige und die Tradition. Reliefartig geht er auch in den zuweilen gesellschaftskritischen oder die Geschlechterfantasien hinterfragenden Bildern vor. Die Hauswände seiner Stadt Tiflis als Bildkulissen haben stets Risse, blättern ab, um dahinter neue Räume zu zeigen. Das Changieren zwischen Welten, der Moment des Übergangs von der äusseren in die innere, von der konkreten in die abgründige Welt bannen den Blick des Betrachters. Intensive, bizarre Welten stellt Razmadze vor, starke, aber stets von Brüchigkeit bedrohte Bilder prägen sich ein.



In den USA ausgestellt
Der Zugang zu den vielschichtigen surrealen Ideen erleichtert der 1968 in Tiflis geborene Künstler, der bereits in den USA ausgestellt hat, durch sehr plastische, das Figürliche nicht vernachlässigende Szenen, oft gewürzt mit einer Prise Humor oder auch Zweideutigkeit. Über Welten des Unterbewusstseins oder über Motive des Mythologischen findet Razmadze immer wieder ins heutige Leben zurück. Dieses sehr direkt gezeigte Verklammern unterschiedlicher Ebenen lässt niemanden an diesen auch technisch perfekt austarierten Arbeiten vorübergehen. Da steht in einer Ruinenkulisse ein Hochzeitspaar, die Braut nackt, und schon beäugt von einem auf der Strasse lauernden Killerwal: Die Eifersucht lässt grüssen!

Bis 12. November. Mi–Fr: 13.30 bis 18.30; Sa: 11 bis 17 Uhr.

Der Text: Der Apfel als Kannibale

The surreal paintings of Ramaz Razmadze are thought-provoking portals into the visionary world of his imagination. Depending on the viewer, his art may be described as enlightening or frightening, ridiculous or sublime. Razmadze creates surreal paintings while maintaining a realistic manner of painting. His art technique reflects the mysterious world of surreal compositions, characters and situations, while his realistic manner of painting makes "unreal" compositions and objects seem "real." Viewers often wonder if the artist is subconsciously depicting himself in his paintings. Ramaz R. Razmadze was studying drawing and oil painting at the studio of well-known Georgian artist Makhare Janelidze (1944 - 1995) and working as his assistant during the five years. Link: http://www.interartny.com/show4-12.htm

Website from Ramaz Razmadze: http://www.viaram.ge/gallery.htm

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