Friday, October 14, 2005

THEATRE: Expressiv: Marina Kakhiani als Medea, Tochter des Königs von Kolchis

Der Regisseur Gocha Kapanadze arbeitet in Tiflis bewusst nicht an einem Stadttheater, er will es anders versuchen, mit einem freien, einem wechselnden Ensemble. Wo ist der Unterschied? Auch bei „Medea“ sind - wie fast immer und überall in Georgien - sehr viele Darsteller auf der Bühne, auch bei „Medea“ wird viel gesprochen, aber es wird auch geschwiegen und geschrien und getanzt, es gibt etwas wildere Musik, etwas weniger „Theaterdonner“ und etwas weniger buntes Licht als an den großen Bühnen. An einer älteren Arbeit Kapanadzes im abchasischen Suchumi lassen sich wichtigere Motive festmachen: In „Makhaz“ wird eine geschlossene, weltabgewandte Gesellschaft thematisiert, in der Männerbünde und Traditionen dominieren und jedes Aufbegehren gefährlich sein kann. So etwas lässt sich nicht überall mit öffentlichem Geld auf eine Theaterbühne bringen.Zurück zu „Medea“: Was immer Theater in Georgien im Detail ist oder im Zweifelsfall ausmacht – dieser Abend legt eine Spur, kann einen Eindruck vermitteln, ist also ein gutes Beispiel. „Medea“ ist nicht nur interessant weil die Heldin unter heutigen Gesichtspunkten eine Georgierin - im Exil - wäre, das alte Kolchis, auch die Assoziation „Das Goldene Fließ“ plötzlich plastisch werden, nein, es gibt auch eine besondere Art der Einfühlung, eine besondere Art der Wertschätzung dem Text, der Begebenheit gegenüber und einen sehr intensiven Umgang damit - der z.B. in einer deutschen Inszenierung nur schwer vorstellbar und kaum glaubwürdig wäre.

Bildergalerie:
Tödlicher Stolz: Gocha Kapanadze & Ensemble: Medea

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