Friday, March 10, 2006

HOROLOGIUM & MOLJEBKA PVLSE - KAUKASUS - Beast of Prey 2005

Der neueste Schlag aus dem Hause BEAST OF PREY nennt sich 'Kaukasus', und wird von zwei Projekten gemeinsam zelebriert: MOLJEBKA PVLSE und HOROLOGIUM. MOLJEBKA PVLSE ist ein experimentelles, schwedisches Musikprojekt aus Stockholm. HOROLOGIUM dagegen ist das Projekt des polnischen Industrial-/Noise-Musikers Grzegorz Siedlecki, welcher auch durch TOTENHAUS und KREPULEC bekannt sein dürfte. Die vorliegende, gemeinsame CD widmen sie der Kaukasus-Region, welche die Musiker durch ihre Magie und wechselvolle, spannende Geschichte inspiriert hat. Das Gebirge am äußersten Rande Europas ist auch gleichzeitig das höchste Gebirge Europas und reich an vielen Legenden, verschiedenen Völkern und Kulturen und überwältigender Natur. Die Verpackung der CD ist, wie man es von BEAST OF PREY gewohnt ist, recht aufwendig und originell. Dieses Mal besteht sie aus einem großen, zweifach gefalteten Kartonbogen guter, angenehm anzufassender Qualität, welcher mit Bildern von Menschen der Kaukasus-Region bedruckt ist. Der Hintergrund ist mit interessanten Mustern - vielleicht Motiven aus jener Region? - verziert. Die CD selbst ist in einer durchsichtigen Plastikhülle in der Karton-Ummantellung enthalten. Die Lieder tragen keine Titel, sondern sind auf der Rückseite der Karton-Ummantelung mit den Zahlen eins bis sieben in römischen Ziffern versehen. Auch ansonsten halten sich MOLJEBKA PVLSE und HOROLOGIUM auf 'Kaukasus' mit Informationen bedeckt. Es ist lediglich ein Gedicht von Taras Schewtschenko, einem bekannten, ukrainischen Dichter des neunzehnten Jahrhunderts, abgedruckt. Im ersten Titel geschieht sehr wenig. Eine Art leicht variierendes, konstantes, atmosphärisches Rauschen ist zu hören, und im Hintergrunde scheinen verzerrt und in der Ferne liegend Stimmen, oder etwas, was sich zumindest so anhört, untergemischt zu sein. Ein wenig spektakuläres Stück, welches jedoch zum Entspannen und Nebenbeihören ganz nett ist. Das zweite Stück ist da schon um einiges besser. Es ist interessant und sehr dynamisch, jedoch gleichzeitig ruhig. Man hört zuweilen jemanden sprechen, und an einigen Stellen ist auch ein spartanischer Rhythmus vorhanden. Auch düsteren Chorgesang vermag man zuweilen im Hintergrunde zu vernehmen. Insgesamt spielt sich recht viel unter der Oberfläche ab. Irgendwie erinnert mich das Lied an eine Frühlingsnacht. Ein schönes Stück. Titel Nummer drei ist sehr ruhig und recht düster. Mit wenigen Mitteln wird viel Spannung erzeugt. Im vierten Lied wird das Grundgerüst von dezenten, düsteren und gleichwohl minimalistischen Synthesizerklängen dominiert. Gleichzeitig vernimmt man regelmäßige Schläge, die mir wie Taktangeber auf einem Galeerenschiffe anmuten. Auf jeden Schlag folgt ein verfremdetes Sprachsample (Schreien? Wehklagen?). Interessant und nicht schlecht. Im fünften Stück passiert sehr wenig. Ein sehr langweiliges Stück, bei welchem es an Atmosphäre mangelt. Man kann auch Nichts zu Kunst aufblasen... . Der sechste Titel erwartet uns mit einer spannungsgeladenen Atmosphäre und einer männlichen, irgendetwas schreienden Stimme. Insgesamt wirklich gut. Das siebente und gleichermaßen letzte Stück dieser experimentellen Reise ins wilde Randgebiet Europas bietet uns monotones, mit der Zeit eine hypnotische Wirkung entfaltendes Zupfen auf einer akustischen Gitarre (?), eine zum Anfang des Stückes etwas in Deutsch intonierende Frauenstimme, orientalisch anmutenden, männlichen Gesang im Hintergrund, und einiges an Spannung. Leider sind gerade die letzten zwei Lieder, von deren Sorte ich mir noch mehr gewünscht hätte, zu kurz (jeweils etwa drei Minuten). Zu kritisieren wäre meines Erachtens vor allem, daß der Bezug zum Kaukasus in vielen Liedern nicht allzu offenbar wird. Ausnahmen bilden da die letzten beiden Titel sowie vielleicht das zweite und vierte Lied. Außerdem ist Lied fünf leider eine Nullnummer, und nicht jedes Stück glänzt, völlig unabhängig von der jeweiligen, nicht abzusprechenden Qualität, unbedingt durch Originalität oder Innovation. Trotzdem ist 'Kaukasus' insgesamt eine interessante und relativ gute CD, welche ich Anhängern der Genres Dark Ambient und Dark Noise durchaus empfehlen kann.

Wołos/ Twierdza Magazine [http://www.republika.pl/horologium2005/kaukasus.html]

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