Sunday, December 24, 2006

Andreas Jeskas Roman, "Vom Bild der Welt"

Ist die Geschichte der Liebe in dem Buch "Vom Bild der Welt" eine Geschichte des Scheiterns? Die Reise von ihr, die mancher als Flucht bezeichnet, obwohl der andere eine gewisse Erleichterung spürt, führt nach Afghanistan und in den Kaukasus. Der Roman schlägt eine Handlungsbrücke fernab von der Häuslichkeit über Mittelasien hinweg. Ein Kulturraum der fremd, exotisch, bezaubernd, gewalttätig, bizarr, erotisch und schön ist. Die Menschen sind einem vertraut und manchmal fremd. Manches können sie besser anderes weniger gut. Sie sind schlau, verschlagen, emotional, klug, warmherzig, freundschaftlich und aufopferungsvoll.

Sie taucht unter, nicht weil die Protagonistin es unbedingt will, sondern weil diese Welt eine Untergangene ist. Sie taucht für andere unter, da diese Welt anderenorts fremd bleibt. Er geht dem alltäglichen und gewöhnlichen Dingen nach. Sie sucht ihre Seele in einer zerrütteten Welt und findet die Verletzung ...

Andrea Jeska saß mal im Kaukasus in einem Jeep eines Freundes. Es ging nach Süd-Ossetien. Wir machten zufällig gleich bei unserer ersten Begegnung gemeinsame Bekannte aus. Es war kurios an diesem sogenannten Zipfel der Welt, einer Welt, die wohl manchmal doch nicht so groß und fern ist ... Sie war beeindruckend, herzlich und dynamisch und hatte aufgeregte Augen. Und trotz allem, sie lachte unglaublich... Und sie hat auch ein Buch über das Geiseldrama in Beslan geschrieben ...

Buch gegen das Vergessen: "Beslan, Requiem" von Andrea Strunk


Rezensentin/Rezensent: Jan Broder "Jan Broder" (Frankfurt)
Endlich wieder ein Roman über die Liebe, der sich wohltuend von der pubertären Frauenliteratur abhebt. Kein Wunder, die Autorin ist auch Journalistin und schreibt seit Jahren fundierte und erschütternde Reportagen über Vertriebene und Verlorene. Ich habe, nach einer Sendung im swr, im vergangenen Jahr ihr Buch über den Terror in Beslan gelesen, in welchem die Autorin in dichter und poetischer Sprache den Opfern ein Andenken setzt und ein erschütterndes Bild einer Stadt malt, in der alle Hoffnungen begraben wurden. "Vom Bild der Welt" greift den Terror im Kaukaus wieder auf. Johanna, die Hauptperson des Romans, reist als Entwicklungshelferin durch die Welt. Das Leid der anderen, es ist auch ihres, warmherzig und weich nähert sie sich den Opfern von Krieg, Hunger und Terror. Jeskas Beschreibung des Kriegs in Tschetschenien und Afghanistan sind eine Anklage gegen die mitleidlose und selbstgefällige Lebensart des Westens und zeichnen ein präzises Bild von Unglück und Verzweiflung in einer Gegend, die bei uns nur für Terror steht. Wie schon in "Beslan, Requiem" steht die Autorin auf der Seite der Opfer, werden die Täter beim Namen genannt und vorgeführt.
Verwoben sind die Geschichten mit Johannas persönlicher Lebensgeschichte, ihrer großen Liebe zu dem Anwalt Götz und dem kläglichen, schmerzhaften Scheitern dieser Liebe. Fast körperlich kann der Leser den Schmerz mitspüren, Johannas hilflose und am Ende vergebliche Versuche, ihren Mann in ihre Gedankenwelt einzubinden und ihm ihr Innerstes zu zeigen, sind mit so klarer Präzision beschrieben, dass man manchmal glaubt, es nicht ertragen zu können.
Auch hier gibt es keine Schuld, nur Opfer. Johanna kann nicht anders, als immer alles zu fordern, sehenden Auges geht sie in den Untergang, störrisch und unbelehrbar nimmt sie sogar ihren Tod in Kauf. Götz, von seinem Wesen, kann Johanna nicht folgen, wo sie um seine Nähe bittet, hat er ihr nur Unverständnis entgegen zu setzen, der Mut, mit dem Johanna das Große und Wahre wagt, erscheint ihm unsinnig und albern. Hochmütig und unbeweglich verweigert er Johanna die Geborgenheit, um derer willen sie ihn geheiratet hat, mehr und mehr ist sie ihm eine Last, die er nicht tragen will. Am Ende kann er sich nur befreien, indem er Johanna und alles wofür sie steht, verrät und zurücklässt, sich in ein neues Glück rettet und die gemeinsamen Erinnerungen verdrängt. Trauriger und hoffnunsloser sind Betrug und die Zerstörung eines gemeinsamen Lebensentwurfes selten beschrieben worden.

Freitag 39 - Tod eines Terroristen Im August ist von Andrea Jeska der Afghanistan-Roman Vom Bild der Welt im Brendow-Verlag erschienen. mail mail an die Redaktion top nach oben ...

„Vom Bild der Welt“, Roman von Andrea Jeska (Eurasisches Magazin) - Ein Flugzeug stürzt ab, eine Frau verschwindet. Ist sie verunglückt, untergetaucht? Götz, ihr Mann, weiß es nicht, ahnt, dass Johanna nicht zurückkommen wird.
Von Hans Wagner

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