Thursday, February 22, 2007

ANALYSE: Die “Schule der Straße” in Georgien. Von Jan Koehler.

Gewalt und Ehre zwischen den Zeiten

Für die meisten Konflikte, die im letzten Jahrzehnt sowjetischer Herrschaft in den verschiedenen kaukasischen Republiken ausgetragen wurden und die mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vielerorts in kollektive Gewalt eskalierten, spielen informelle Organisationsstrukturen junger Männer eine wichtige Rolle. Um eine solche Organisationsstruktur geht es im Folgenden: Um den von einer jugendlichen Subkultur geprägten „Raum der Straße“ in der georgischen Hauptstadt Tbilisi.

Die Schule der Straße
Die Schule der Straße (georgisch: kuchis skola) ist ein sozialer Übergangsraum, den die überwiegende Mehrheit von Jugendlichen in Georgien, ungeachtet ihrer ethnischen, religiösen und sozialen Zugehörigkeit, zu passieren hat. Zentrale Institution sind die regelmäßigen öffentlichen Treffpunkte junger Männer einer Nachbarschaft, birzha (Börse) genannt. Dieser Übergangsraum büßte jedoch seine integrative Funktion und gesellschaftliche Anerkennung mit der Entstehung eines postsowjetischen Gewaltmarktes im Zuge der Bürgerkriege der frühen 90er Jahre ein. >> weiter lesen

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Weiterführende Literatur

Elwert, Georg (1997): 'Gewaltmärkte. Beobachtungen zur Zweckrationalität der Gewalt'. In: T. v. Trotha (Hrsg.): Soziologie der Gewalt. Köln: Westdeutscher Verlag. S. 86-10
Koehler, Jan (2000): Die Zeit der Jungs. Zur Organisation von Gewalt und der Austragung von Konflikten in Georgien. Münster, Hamburg, London: LIT
Koehler, Jan (2003): Die Schule der Straße. Georgische Cliquen zwischen Kämpfen um Ehre und organisierter Kriminalität. In: U. Luig and J. Seebode (Hrsg.): Ethnologie der Jugend: Soziale Praxis, moralische Diskurse und inszenierte Körperlichkeit. Münster, Hamburg und London: LIT
Sutterlüty, Ferdinand (1998): Wie werden Jugendliche zu Gewalttätern? In: J. Koehler und S. Heyer (Hrsg.): Anthropologie der Gewalt. Chancen und Grenzen der sozialwissenschaftlichen Forschung. Berlin: VWF. S. 27-27
Zum Autor
Jan Koehler ist Ethnologe und Co-Leiter des CSCCA-Projektes (Accounting for State-Building, Stability and Violent Conflict: The Institutional Framework of Caucasian and Central Asian Transitional Societies) am Osteuropainstitut der FU Berlin (http://www.oei.fu-berlin.de/cscca).

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