Sunday, July 20, 2008

FERNSEHEN: Die geraubten Bücher der weltberühmten Leopoldina/ Halle - Beutebücher in georgischen Kellern

Das Erste Sonntag, 20.07.2008 23:00 Uhr
ttt - titel thesen temperamente
MDR Länge: 30 Minuten


Moderation: Dieter Moor

In dieser Woche wurde die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, übrigens die älteste Akademie ihrer Art, zur nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt. Ungefähr zur selben Zeit entdeckt ein MDR-Team für „ttt“ tausende verschollene Beutebücher in einem schlecht zugänglichen Keller der Universitätsbibliothek von Tiflis in Georgien, darunter auch etliche vermisste Werke mit dem Stempel der Leopoldina. Es sind auch Schriften anderer deutscher Bibliotheken darunter, aus Bremen, Berlin, Leipzig, Magdeburg. „Bis vor kurzem wussten wir selber nichts über die Existenz dieser Bücher“, sagt die Leiterin der Universitätsbibliothek, Tamar Nemsicverdize, uns gegenüber.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde der wertvolle Bestand der Bibliothek der Leopoldina kriegsbedingt in einen stillgelegten Salzstock in Wansleben ausgelagert. Nach dem Krieg waren die Bücher verschwunden. Die Trophäenkommission der Roten Armee hat die Bücher in die Sowjetunion abtransportieren lassen. Die Bücher waren als Ausgleich für die, von den Deutschen während des Krieges zerstörten oder ausgeraubten Bibliotheken gedacht. Jahrzehntelang galten die Bestände als unwiederbringlich verloren. Ein Teil der Bücher kam 1958 auf Grund einer Vereinbarung der DDR mit der UdSSR zurück. Doch so wertvolle Schriften berühmter Gelehrter wie Giordano Bruno und Johann Kepler blieben weiterhin verschwunden. Erst nach dem Auseinanderfallen der Sowjetunion findet sich eine neue Spur der Beutebücher in Georgien. Der damalige deutsche Außenminister, Hans-Dietrich Genscher, bekommt von seinem Freund, dem damaligen georgischen Präsidenten, Eduard Schewardnadse den Hinweis auf den Verbleib zahlreicher vermisster deutscher Bücher in Georgien. Beide vereinbaren die Restitution der einstigen deutschen Bibliotheksbestände. So kommen 1996 annähernd 100 000 Bücher aus Georgien nach Deutschland zurück, die meisten davon stammen aus Bibliotheken in Bremen, Magdeburg, Lübeck, es sind aber auch 20 aus der Leopoldina dabei. Dass nun ein MDR-Team für „ttt“ tausende weitere Beutebücher gefunden hat, sorgt für Aufsehen. Schewardnadse und er seien damals eigentlich davon ausgegangen, dass sich keine Bücher aus Beutebeständen mehr in Georgien befänden, sagt Hans-Dietrich Genscher dem MDR. Die Bücher sind in einem äußerst schlechten Zustand. Der Bibliotheksleiter der Leopoldina, Jochen Thamm, zeigte sich erfreut und bestürzt über diesen spektakulären Fund. Bei ihrem Zustand müsse schleunigst etwas geschehen, damit diese Bücher gerettet werden, sagt er.„ttt“ über die Odyssee der Beutebücher.
Autoren: Jens-Uwe Korsowsky, Nico Wingert

Quelle: "ttt" ttt - titel thesen temperamente >>>

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