Sunday, August 24, 2008

REPORTAGE: "Das Leben im Halbestundentakt" (pdf)

Von Tengis Khachapuridse

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Erster Tag: Der Minutenzeiger meiner Uhr scheint stehen geblieben zu sein. Oder versteinert. Irgendwann. Vor einer Ewigkeit. Nur der Sekundenzeiger kriecht unvorstellbar langsam und ich habe Angst, sie wird auch bald stehen bleiben. Den Stundenzeiger kann ich vergessen. Ich hoffe nur, eine andere Uhr irgendwo in der Stadt, in einem Radiostudio wird bestimmt nicht stehen bleiben. Das darf sie nicht, sonst bleiben dann alle Uhren in Georgien stehen. So denke ich jetzt auf jeden Fall. Seit gestern. Bis gestern fielen keine Bomben auf unsere Städte und Dörfer. Russische Bomben. Sie sollen „den lebensgefährlich bedrohten Mitbürgern“ schnellstens helfen. Fast wie der Herr Führer in 1938. Doch mit einem Unterschied. Damals waren „die lebensgefährlich bedrohten Mitbürger“ wenigstens Deutsche. Diesmal sind es in Georgien lebende Osseten und Abchasen, also unsere Bürger, die vor ein paar Jahren von Russland pauschal als Russlandbürger erklärt wurden und kurz darauf ebenfalls pauschal russische Pässe bekamen. Ja, so einfach war das im Handumdrehen passiert und niemand konnte die Russen daran hindern. Aber diese sehr kurze Vorgeschichte interessiert heute kaum jemanden außerhalb Georgiens. Es geht buchstäblich um die Existenz eines kleinen, sehr kleinen Landes, das man auf der Weltkarte nur schwer finden kann. Und wir leben gerade in diesem Winzigen Land, das seit gestern einem ständigen Artilleriebeschuss und andauernden Luftangriffen praktisch wehrlos ausgeliefert ist.

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