Tuesday, August 11, 2009

TSCHETSCHENIEN: Tschetschenische Menschenrechtlerin Rajana Sajdulajewa und ihr Ehemann Umar entführt und ermordet

Activist found dead in Chechnya (bbc.co.uk.) >>>

Willkür in Tschetschenien
Bürgerrechtlerin tot im Kofferraum
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Von Irena Brezná


In Tschetschenien ist zum zweiten Mal innert eines Monats eine Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation ermordet worden. Die Bürgerrechtlerin Sarema Sadulajewa hat sich vor allem um junge Kriegsinvaliden gekümmert.
Wie soll man sich den neusten grausamen Mord an einer Menschenrechtlerin in Tschetschenien erklären? Fünf Männer, davon zwei in Zivil und drei in schwarzen Uniformen, kamen am Montag ins Büro der humanitären Jugendorganisation und entführten die Mitarbeiterin Sarema Sadulajewa und ihren Mann Umar. Sie waren nicht einmal maskiert und gaben zu, Angestellte des tschetschenischen Innenministeriums zu sein. Und sie kamen nicht wie üblich im Morgengrauens sondern am frühen Nachmittag. Die Männer entführten das Ehepaar gleich in dessen eigenem Wagen. In dessen Kofferraum wurden beide schon am Abend in einem Vorort von Grosny erschossen aufgefunden.
Wen störte die junge gläubige Frau, die stets ein Kopftuch trug und sich liebevoll um invalide Kinder und deren Eltern kümmerte? Sie beschuldigte weder die russischen Militärs noch die tschetschenischenUntergrundkämpfer Minen gelegt und nicht weggeräumt zu haben, durch die zehntausende Kinder verstümmelt worden sind. Sadulajewa nannte auch keine Namen von Kriegsverbrechern wie dies die tschetschenisch-russische Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa tat, die im Juli erschossen wurde. ist vernetzt mit ausländischen, vor allem deutschen Ärztevereinigungen, die den Kriegsinvaliden Reisen organisieren, sie kostenlos operieren und Prothesen anpassen. Gilt auch dies schon als eine gefährliche politische Tätigkeit? Gegen wen ist dieser Mord gerichtet?
Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow, der vom russischen Premier Wladimir Putin persönlich als Herrscher über das kriegsgebeutelte Land eingesetzt worden war, dankt dies seinem Wohltäter dadurch, dass er den Schein eines prosperierendes Landes erzeugt. Seine fieberhafter Wiederaufbau soll die Spuren der beiden Kolonialkriege tilgen. Grosny ist aus den Ruinen auferstanden. Kadyrow liess Kinderheime schliessen, denn er behauptet, es gebe keine Kriegswaisen und die Öffentlichkeit erfährt nichts über die ökologische Katastrophe, die in Tschetschenien herrscht. Die Bevölkerung leidet an Krankheiten, vor allem Kinder, aber Gründe dafür darf es nicht geben. Abertausende Verschwundene werden nicht nur nicht gesucht, ihre Familienangehörigen dürfen ihr Leid öffentlich nicht anklagen und nach den Kriegsverbrechern wird nicht gefahndet. Die so genannte Befriedung Tschetscheniens ist aus Moskauer Optik geglückt.
Doch es gibt Störenfriede in diesem gespenstischen Land - Menschenrechtler und vor allem Menschenrechtlerinnen, die daran erinnern, was es zu tun gibt in Kadyrows Reich. Der junge und ungebildete Präsident wacht eifersüchtig darüber, dass alle Menschenrechtsaktivitäten über ihn abgewickelt und finanziert werden. Wieso gibt es Kriegsinvaliden, wenn Kadyrow doch beteuert, er würde für Putin sein Leben hergeben, da dieser seinem Volk nur Gutes brachte? Es ist derselbe Putin, der vor genau zehn Jahren dank flächendeckenden Bombardierungen von Tschetschenien an die Macht kam. Eine Tschetschenin, die nicht gehorsam zu Hause sitzt, sondern sich mit den Schattenseiten des beschäftigt, ist eine Feindin. Der Mord ist ein Signal an die schrumpfende Schar von Aufrechten in Tschetschenien - und nicht nur hier. Der Terror mit Angst betrifft auch die russische Menschenrechtsszene.
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Hilferuf aus Tschetschenien: Wieder Menschenrechtlerin entführt >>>

Sadulajewa und Ehemann tot – GfbV Mahnwache

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