Friday, February 05, 2010

FOTOSERIE: "Pipe Dreams" - Wo Träume im Öl ersaufen. (spiegel.de)

Eine Gewinnerin fotografiert Verlierer: Rena Effendi arbeitete für einen Energie-Weltkonzern. Dann entschloss sie sich, die Kehrseite des Öl-Booms in ihrer Heimat Aserbaidschan festzuhalten - in dramatischen Bildern. Denn während das schwarze Gold durch Pipelines gen Westen fließt, darbt das Volk. (Von Christian Teevs)


Ölfelder in Balakhani, Aserbaidschan: Rena Effendi ist für ihren Bildband "Pipe Dreams" die 1700 Kilometer der Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline entlanggereist.

Im Grunde gab BP selbst den Anstoß. Rena Effendi, Fotografin aus Baku, Aserbaidschan, bekam vom drittgrößten Ölkonzern der Welt den Auftrag, einen Kalender zu bebildern - mit den Highlights von BPs Wohltätigkeit entlang einer Pipeline: Krankenhäuser, Kindergarten, Schulen.

"Ich habe das gemacht und ein Projekt nach dem anderen besucht", sagt Effendi. "Doch ich habe mir versprochen, wiederzukommen und das Leben hinter dem PR-Lächeln abzubilden." Ein Versprechen, das sie wenige Monate später einlöste.

Diesmal reiste sie die gesamten 1700 Kilometer der Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline entlang, durch Aserbaidschan, Georgien und die Türkei. Das Resultat: "Pipe Dreams" - ein Bildband, der in eindringlicher Schwarz-Weiß-Ästhetik Leidtragende eines geplatzten Versprechens zeigt.

Als im September 1994 der sogenannte Jahrhundertvertrag zwischen der "Azerbaijan State Oil Company" und einem Konsortium von Ölkonzernen unter Führung von BP geschlossen wurde, bot die Pipeline Anlass zu großen Hoffnungen. Die Regierungen versprachen Aufschwung, die Bürger glaubten sehnsüchtig an ein besseres Leben. Schließlich fließt jeden Tag eine Million Barrel Öl durch die Pipeline - je nach Preis ein Wert von 70 bis 100 Millionen Dollar.
Doch mittlerweile herrscht Ernüchterung in Aserbaidschan. "Die Schere zwischen Arm und Reich ist größer geworden", sagt Effendi. Nur wenige profitieren, der Großteil der Bevölkerung lebt weiter in Armut. Die Künstlerin selbst gehört zur weitaus kleineren Gruppe. Sie hat dank der Pipeline den Aufstieg geschafft, sagt sie - zunächst als Dolmetscherin bei BP, dann als Beraterin für die US-Botschaft.

Darum habe sie zunächst auch nicht geplant, ein trauriges Bild vom Leben an der Pipeline zu zeichnen. "Ich bin nicht gegen die Pipeline", sagt Effendi. "Mir ging es um eine realistisches Bild. Eines, das in der PR-Kampagne und der Propaganda der Politiker keine Rolle gespielt hat."

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