Tuesday, June 29, 2010

REPORTAGE: Türkei - Das Versteck (faz.net)

Fünfundneunzig Jahre nach dem Völkermord reisen zwei armenische Familien in die Türkei zurück. Der einen fällt das Wiedersehen leicht, ihnen wurde damals geholfen. Der anderen nicht, für sie bleiben alle Türken Feinde.

Von Karen Krüger

23. Juni 2010

Sie wollte immer ihre Heimat sehen. Und oft wollte sie es auch nicht. Dann schlug die Sehnsucht in Wut und Traurigkeit um. Dann weinten sie und ihre Familie um die Ermordeten und das Verlorene. Shoushan Faradschjan-Tschiftdschjan ist sechzig Jahre alt. Sie wurde dort geboren, wo sie auch wohnt, im Libanon. Vor wenigen Augenblicken aber hat sie den Ort, den sie Heimat nennt, zum ersten Mal betreten. Shoushan Faradschjan-Tschiftdsch- jan ist nach Kozan gereist, einer kleinen Stadt im Südwesten der Türkei, die früher einmal Sis hieß.
Am Himmel steht die Dämmerung, der Tag neigt sich dem Ende zu. Shoushan Faradschjan-Tschiftdsch- jan blickt um sich, betrachtet still die vor ihr liegenden Häuser. Sie geht ein paar Schritte die Straße entlang: eine gepflegte weißhaarige Dame. Sie atmet tief ein, so als wolle sie den Duft der Luft kosten und nie mehr vergessen. Sie lächelt. Obwohl sie die Sehnsucht und den Schmerz von drei Generationen in sich trägt, hat sie in diesem Augenblick die Augen einer jungen Frau.


Der ganze Text >>>


Zum Thema
Der schwierige Dialog zwischen Armeniern und Türken über den armenischen Genozid
Eine herausragende ARD-Dokumentation erinnert an den Genozid an den Armeniern
Völkermord im Lehrplan: Die armen Schüler
Genozid in Armenien: Die Herrschaft der Toten

No comments: