Sunday, September 12, 2010

FERNSEHEN: Batumis wechselvolle Geschichte - ARTE Journal - 8. September 2010 (arte.tv)

Die georgische Hafenstadt ist eine der Stationen der Karawane von „Babel Caucase“. Wir stellen sie vor – von der Antike bis zu kriegerischen Gegenwart.

Bewegte Vergangenheit
Die Stadt am schwarzen Meer, nur 15 Kilometer von Russland entfernt, ist zugleich die Hauptstadt der autonomen Republik Adscharien. Die Bevölkerung besteht zu 80 Prozent aus Adscharern, Georgiern muslimischen Glaubens. Ursprünglich als griechische Kolonie gegründet, hat Batumi eine wechselhafte Geschichte: Im 17. Jahrhundert wurde die Stadt vom Osmanischen Reich annektiert und 1873 Russland angegliedert. 1921 fiel Batumi dann an die Sowjetunion.

Postsowjetische Geschichte
Nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion geht Adscharien von Georgien unter Präsident Schewardnadse auf Distanz, gründet seine eigene Armee und eine Freihandelszone. Die Region profitiert von der Nähe zur Türkei und des Ölhafens Batumi, der durch die Pipeline Baku-Ceyhan weiter wächst. Unter Georgiens Einfluss Nach der „Rosenrevolution“ 2004 bringt der neue Präsident Saakaschwili die Region wieder unter die Kontrolle von Tiflis. Eine neue Ära beginnt: Obwohl die Korruption in Batumi grassiert, investiert der georgische Staat massiv. Die Stadt wächst schnell, ihr Hafen wird ausgebaut, die Infrastruktur wird modernisiert.

Touristenhochburg
Nachdem sich die Russen zurückgezogen haben, fasst der neue Verbündete, die USA, Fuss in Georgien. Dank des subtropischen Klimas wird die Küste um Batumi zur „Riviera“ des schwarzen Meeres: mit Thermalbädern, Luxushotels und Casinos. Die Touristen kommen aus der Türkei, Armenien, Russland, der Ukraine oder Aserbaidschan. Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass mehr als 35 Prozent der Einwohner von Batumi unter der Armutsgrenze leben.

Das Erdöl und der Hafen
9 Millionen Tonnen Rohöl passieren pro Jahr Batumi. Sie kommen vom kaspischen Meer, aus Aserbaidschan, Turkmenistan oder Kasachstan. Von Batumi aus wird das Öl dann mit der 2005 in Betrieb genommenen Pipeline bis in die Türkei gebracht, von wo aus es nach Europa oder den USA gebracht wird - und russisches Territorium umgeht. Die USA haben großes strategisches Interesse an dieser Route, da sie nicht unter Kontrolle Russlands steht und auch den Iran umgeht. An den vier grossen Hafen-Terminals in Batumi können pro Tag 70.000 Barrel Öl verschifft werden.

Russisch-Georgischer Konflikt
Moskau ist zudem Georgiens Annäherung an die USA und die NATO ein Dorn im Auge. Im August 2008 eskaliert der Konflikt, es kommt zum offenen Krieg Georgiens mit Russland: Georgische Truppen greifen das nach Unabhängigkeit strebende Südossetien an, worauf Russland dorthin Truppen und Panzer entsendet. Zugleich fährt die russische Schwarzmeerflotte vor Abchasien auf, das sich ebenfalls von Georgien lossagen und Russland anschliessen will. Der Transit von Erdöl wird unterbrochen, die Pipeline durch eine Explosion lahmgelegt.

7 Tage später kommt es unter Vermittlung der EU zu eine Waffenstillstand. Doch die Spannungen zwischen Georgien und Russland bleiben, und damit ist auch der strategische Vorteil Georgiens als Weg zur Energieversorgung des Westens in Frage gestellt.

Frank Dürr, ARTE Journal 7. September 2010 mehr hier >>>

ARTE Journal - ab 1. September 2010
"Babel Caucase" – Zeitreise durch den Kaukasus

No comments: