Monday, March 04, 2013

ARTIKEL: Georgien: Alte Recken. Von Frank Stocker (welt.de)

(welt.de) Georgien ist ein junger Staat. Und je jünger ein Staat, desto stärker betont er auf seinen Geldscheinen erfahrungsgemäß, wie lang die Geschichte der Nation eigentlich schon ist. So auch im Falle der Kaukasus-Republik. Es beginnt schon mit dem Namen: Lari ist ein altes Wort, das "Eigentum" bedeutet. Die Bezeichnung der Untereinheit Tetri geht sogar bis ins 6. Jahrhundert zurück, als damit Münzen bezeichnet wurden.

Ebenso weit zurück in der Historie gehen die Darstellungen auf den Banknoten. Dem Mitteleuropäer am ehesten vertraut dürfte Schota Rustaweli sein, der auf dem 100-Lari-Schein zu sehen ist. Von dem Dichter, der im 12. Jahrhundert lebte, stammt das Epos "Der Recke im Tigerfell".


Rustaweli soll in Königin Tamara verliebt gewesen sein, deren Abbild den 50-Lari-Schein schmückt. Diese wiederum war eine Urenkelin von David IV., auch David der Erbauer genannt. Er befreite die Georgier von den Seldschuken und verlegte die Hauptstadt nach Tiflis. Auf dem 200-Lari-Schein ist er zu sehen.


Noch weiter zurück geht dagegen der 20-Lari-Schein. Auf ihm ist prominent Wachtang I. Gorgassali abgebildet, Ende des 5. Jahrhunderts König von Iberien - das nichts mit der iberischen Halbinsel zu tun hat. Vielmehr war dies der Name eines antiken georgischen Staates. Wachtang I. gilt als Gründer von Tbillissi, deutsch Tiflis, der heutigen Hauptstadt des Landes. Daher gesellt sich neben ihn auf dem Schein auch eine Karte der Stadt aus dem 18. Jahrhundert. Zudem wird Wachtang in Form eines Reiterstandbildes dargestellt, das über dem Steilufer des Flusses Kura am Rande der Altstadt steht. Dieses Standbild allerdings wurde erst 1967 errichtet.


Doch dies ist nicht die einzige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Auf allen Scheinen ist groß und deutlich ein Sonnensymbol zu sehen, das sogenannte Bordschgali. Es steht für das Universum und die Ewigkeit und ähnelt sicher nicht zufällig dem buddhistischen Lebensrad.

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