Tuesday, July 01, 2014

KONZERT: Musiker der "New Masters of Mugam" aus Aserbaidschan treten am Donnerstag - 3. Juli - in Erfurt auf. Von Lavinia Meier-Ewert (thueringer-allgemeine.de)

(thueringer-allgemeine.de) Lange Nacht der Musikkulturen: Jahrhundertealte Lieder über die Liebe erklingen im Kaisersaal Erfurt 

Lange Nacht der Musikkulturen: Musikerinnen und Musiker aus Südkorea, Aserbaidschan, Tansania und Brasilien im Kaisersaal Erfurt [pdf]

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Weimar. Die Musiker der "New Masters of Mugam" aus Aserbaidschan treten am Donnerstag in Erfurt auf. Ihre Kompositionen aus Aserbaidschan spielen, sind jahrhundertealt, und doch hat sie nie jemand aufgeschrieben. Sie werden mündlich weitergegeben, von einer Generation zur nächsten, so ist es Tradition.

Und so ist zugleich gesichert, dass die Tradition immer lebendig bleibt, erklärt Philip Küppers vom Lehrstuhl für "Transcultural Music Studies" der Weimarer Liszt-Hochschule. "Die Musik muss sich erneuern - sonst wird sie etwas fürs Museum."

Dieser Weiterentwicklung der alten Musiktradition des Mugam widmen sich die vierzehn Musiker des Ensembles "New Masters of Mugam", die am Donnerstag in Erfurt auftreten. Sie kommen vom Nationalkonservatorium in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. 300 Studenten erlernen dort ausschließlich Mugam und ihm verwandte Musikstile.

Die Traditionen in die Moderne holen

Der Mugam ist als musikalischer Zyklus verfasst und lässt sich in etwa mit einer mehrsätzigen Suite vergleichen. Bei jedem der Teile wird improvisiert - allerdings nach vorgegebenen musikalischen Gesetzmäßigkeiten. Die Melodielinie wird in einer höheren Tonlage gesungen, der darunter laufende Instrumentalton mit einem kleinen Rohrblattblasinstrument erzeugt.

Die "New Masters of Mugam" sind Dozenten und Meisterschüler am Konservatorium, unter ihnen der Tar-Spieler Shahriar Imanov, der 2013 beim "International Mugam Festival" ausgezeichnet wurde, ebenso wie Sänger Miralam Miralamov. "Mugam ist das Zentrum", sagen sie über ihre Musik. "Von hier aus können wir in jede Richtung Neues schaffen." Das Ensemble verknüpfe Moderne und Erneuerung, ein traditionelles Repertoire mit virtuoser Ausgestaltung, sagt Philip Küppers, der die Musiker vor wenigen Wochen in Baku besucht hat.

Die Texte indes sind seit Jahrhunderten dieselben: Gedichte über das Schicksal und die Liebe, meist verfasst von berühmten Dichtern des Landes.

Donnerstag um 19.30 Uhr im Erfurter Kaisersaal. Es spielen Ensembles aus Tansania, Südkorea und Brasilien. Karten: 16-19 Euro, Tourist-Information und Abendkasse 

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Konzert auch beim tff-rudolstadt.de

Muğam ist die aserbaidschanische Bezeichnung für eine Musikform, die von den Uiguren im Nordwesten Chinas durch ganz Zentralasien bis in die Türkei verbreitet ist. Je nach Ort und Sprache heißt sie Maqam, Muqam oder auch Shahmaqam. „Seiner Form nach ist der Mugham ein Zyklus im Charakter einer Suite oder Rhapsodie. Jeder der Mughamteile ist eine Improvisation, die sich im Rahmen der jeweiligen Tonart, in der der Mugham steht, bewegt und sich auf die freie Nutzung von melodischen Wendungen, wie sie für diese Tonart charakteristisch sind, gründet. Jeder folgende Mughamteil hat einen anderen Stützton und entfaltet sich in einem höheren Klangbereich. Die Sätze werden durch Intermedien – Tasnif (ein begleitendes Lied) und Rjang (eine tänzerische Instrumentalepisode) –  unterteilt. Die komplizierten Regeln dieser Kunstform werden von den Interpreten streng befolgt. Doch wie die ganze Folklore gehören auch die Mughame zur mündlich überlieferten Musiktradition. Dadurch werden die Mugham-Intonationen auch ständig erneuert.“ (Alexandra Tichanowa)

Für diese ständige Erneuerung sorgt in Baku das Nationalkonservatorium; seit 2009 begleitet die Heydar Aliyev Foundation diese Bemühungen durch ein jährliches Festival International World of Mugham, das passenderweise im International Mugham Center of Azerbaijan stattfindet. Aus diesem Umfeld kommt auch die von Tiago de Oliveira Pinto von der Musikhochschule Weimar handverlesene Gruppe junger Meister: „Dass die Musiker aus dem Nationalkonservatorium stammen, ist gut, denn an dieser Ausbildungsstätte wird die Mugham-Tradition bereits seit vielen Jahrzehnten vermittelt und gepflegt. Es handelt sich dabei nicht um eine westlich orientierte und daher artifizielle traditionelle Musik. Ich habe dieses Konservatorium besucht und war erstaunt, wie viele junge und talentierte Musiker hier von großen Meistern unterrichtet werden. Bei dieser Gruppe handelt es sich um die Vertreter der jüngeren Generation des Mugham.“

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